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Warum Zuversicht eine so wichtige Kraft ist – und das Leben verändern kann

Was macht uns zuversichtlich, und warum ist das überhaupt so wichtig? Was unterscheidet Menschen, die alles schwarz sehen und solchen, die Zuversicht im Herzen tragen? Und was hat das alles mit Weihnachten zu tun?

Was macht uns zuversichtlich, und warum ist das überhaupt so wichtig? Was unterscheidet Menschen, die alles schwarz sehen und solchen, die Zuversicht im Herzen tragen? Und was hat das alles mit Weihnachten zu tun?


Verlustangst – und die Macht der Zuversicht

Neulich bei einem Adventskaffee erzählte eine Freundin von einem Kindheitserlebnis. Johanna berichtete, dass sie einmal als kleines Mädchen in einem Kaufhaus ihre Mutter und ihre Schwester verloren hatte. „Ich war sechs Jahre alt, es war Winter, und ich weiß noch genau, wie voll und heiß es dort war, ich klammerte mich an die Hand meiner Mutter. Doch plötzlich war die Hand weg. Überall fremde Menschen, die es eilig hatten – eigentlich sah ich aufgrund meiner Körpergröße nur ihre Beine. Ich geriet in Panik und weinte. Aber dann setzte ich mich auf den Boden und sagte mir, das wird schon, sie kommen bestimmt wieder. Und wenn nicht, hilft mir bestimmt jemand. Ich schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Kurz darauf hörte ich meinen Namen über einen Lautsprecher. Ich würde vermisst und solle ganz schnell zur Kasse im ersten Stock kommen. Meine Rettung! Dort fand ich die beiden wieder und lief ihnen in die Arme – ich war so glücklich.“

 

Zuversichtlich bleiben – trotz allem

Warum Johanna dieses Erlebnis wieder eingefallen war? In der gemütlichen Advents-Runde bei Kerzenschein und Kuchen ging es um das Thema Verlustängste und wann wir sie zum ersten Mal gespürt hatten. Jeder konnte eine solche Geschichte beisteuern. Auf den ersten Blick vielleicht seltsam in diesem doch so friedlichen Rahmen. Aber eigentlich klar. Denn gerade, weil sich alle in diesem Moment so geborgen fühlten und dankbar waren, ging es dennoch viel um die überall spürbare Verunsicherung, um Ängste und Sorgen in diesen besonderen Zeiten. Um Verlust und Einsamkeit. Aber in erster Linie ging es um das Thema Zuversicht. Trotz allem.

„Das Wort kannte ich damals natürlich nicht“, erinnerte sich Johanna. Aber im Nachhinein wusste sie, dass es dieses Gefühl war. Sie war zwar in einer misslichen Lage, glaubte aber dennoch, dass nichts verloren war und sie ihre Mutter und Schwester schon wiederfinden würde. Klar hatte sie Angst, aber sie spürte auch das tiefe Vertrauen, dass sie stark war und einen Ausweg finden konnte. Im Verlauf des Gesprächs ging es auch darum, wie wichtig Zuversicht nicht nur später im Erwachsenenalter, sondern vor allem in der gegenwärtigen Zeit ist. Klimawandel, Pandemie, die Zunahme von Gewalt und Aggression, die Spaltung der Gesellschaft – wem fällt es da leicht, zuversichtlich zu bleiben und die Dinge positiv zu betrachten? Hätten wir nicht allen Grund, die Hoffnung zu verlieren, wäre alles andere nicht naiv? Ist Zuversicht naiv?


Zuversicht ist die Kraft der inneren Freiheit

Zuversicht – was bedeutet das überhaupt? Der Publizist und langjährige ZEIT-Wissenschaftsredakteur Ulrich Schnabel hat dazu ein schlaues Buch geschrieben: „Zuversicht – die Kraft der inneren Freiheit und warum sie heute wichtiger ist denn je“, erschienen im Blessing Verlag. Der studierte Physiker unterscheidet darin Zuversicht von Optimismus. Zwar sind die beiden Begriffe – genau wie Vertrauen oder Hoffnung – eng miteinander verwandt, aber es gibt feine Unterschiede. Für Schnabel geht es beim Optimismus stärker um den Ausgang – der (extreme) Optimist geht ihm zufolge demnach davon aus, dass alles gut wird, wenn er nur fest dran glaubt. Der oder die Zuversichtliche geht die Dinge positiv an, nimmt aber wahr, dass das Ende ungewiss ist und es auch negativ ausgehen kann. Dann bedeutet Zuversicht, Schwierigkeiten nicht auszublenden, sondern mit ihnen umzugehen. Sie bedeutet die innere Freiheit und die Kraft, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen und Probleme anzugehen. 


Zuversicht befähigt, aktiv zu werden. Und noch so viel mehr, z.B.:

  • Lösungen zu finden, anstatt passiv zu werden
  • mit Elan widrigen Umständen zu trotzen
  • sich auf das Machbare zu fokussieren
  • positiv zu denken, ohne das Negative zu verdrängen oder zu verleugnen
  • das Helle im Schatten zu erkennen und die Energie zu haben weiterzumachen, auch wenn es hoffnungslos erscheint
  • den Sinn im eigenen Sein und Tun zu erkennen
  • Raum für Scheitern zu lassen und wieder aufzustehen
  • Unsicherheiten auszuhalten und klug mit ihnen umzugehen

Was bedeutet Zuversicht für Dich? Vielleicht, die Hoffnung niemals aufzugeben und auch mit Schicksalsschlägen umgehen zu können. Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen. Kennst Du das?

Bei der Zuversicht geht es also nicht unbeirrten Optimismus und die naive Überzeugung, dass immer alles gut wird, es geht nicht um den Blick durch die rosarote Brille. Sondern Zuversicht erlaubt uns, in jeder Lage Spielräume zu nutzen, die sich trotz aller Widrigkeiten auftun. Sie verleitet nicht zu falschen Illusionen, aber schenkt Mut und weckt unsere Kreativität, aus jeder Situation das Beste zu machen und niemals aufzugeben. Das kennen wir aus den zwei Jahren Pandemie. Was hast Du in dieser Zeit wiederentdeckt oder sogar neu begonnen? Die Natur, ein Draußen-Sport? Hast Du Freundschaften vertieft oder wiederbelebt? Viele haben die Zeit genutzt, um ihre Werte zu überdenken und sich auf das zu besinnen, was ihnen wichtig ist. Sie haben an ihrer Work-Life-Balance gearbeitet. 

Und es gab wieder viele erste Male: die erste Reise, das erste Konzert, der erste Restaurantbesuch. Es geht nicht darum, etwas schönzureden, wenn man zuversichtlich ist. Sondern darum, zu erkennen, was möglich und sinnvoll ist. Zuversicht, das steht außer Frage, hilft, Chancen zu erkennen und auszuloten. Eine innere Kraft, über die jeder verfügen sollte. Aber wie kann man zuversichtlicher werden, kann ich das überhaupt steuern?


Wie kann ich meine Zuversicht steigern, diese innere Kraft größer werden lassen?

Auch hierfür gibt Ulrich Schnabel Anregungen. Als erstes: Dafür sorgen, dass das, was wir tun, einen Wert hat. Denn das Gefühl von Wert verleiht Zuversicht. Überprüf Deinen Alltag doch mal daraufhin: Welche Aufgaben oder Aktivitäten haben einen echten Wert – für Dich persönlich, für die Gesellschaft? Falls Dir nicht so viel einfällt: Gibt es etwas, das Du künftig machen könntest, was Du für eine sinnvolle Sache hältst? Gibt es Dinge, die Du lieber aus Deinem Leben verbannen würdest? Vielleicht ist es Zeit, wertlose Dinge loszulassen. Wert und Sinnhaftigkeit einer Sache, hinter der wir voller Überzeugung stehen, stärken die eigene Zuversicht. Auch:

  • sich selbst und den eigenen Anstrengungen Wertschätzung entgegenbringen
  • andere loben und freundlich sein – das fällt auf einen selbst zurück
  • dankbar sein: wofür bin ich heute dankbar? Was macht mein Leben gut?


An dieser Stelle sollten wir einmal fragen: Warum feiern wir eigentlich Weihnachten? 

Wir zünden Lichter an, jede Woche eine Kerze mehr – ursprünglich symbolisieren die vier Kerzen auf dem Adventskranz Hoffnung und Zuversicht. Die Erwartung des Erlösers, der das Licht in die Welt bringt. Eine liebevolle Kraft, die den Menschen hilft, das Gute in die Welt zu bringen. Und ganz egal, ob Du Weihnachten religiös betrachtest oder nicht, zeigt dieser Gedanke doch, dass die Kraft der Zuversicht schon uralt ist und unser Menschsein geprägt hat. Wir können die Adventswochen bewusst dafür nutzen, uns zu besinnen und allein schon dadurch unsere Zuversicht auf das Kommende zu stärken. Was das neue Jahr bringt? Wir wissen es nicht, aber wir bleiben zuversichtlich, dass es ein gutes Jahr wird. Und dass wir gemeinsam viel bewegen können. Denn Zuversicht hat auch viel mit Zusammenhalt und Gemeinsamkeit zu tun. Uns mit Menschen zu verbinden, die unsere Werte teilen, setzt Energien frei und macht zuversichtlich!


Was hilft noch, um zuversichtlicher zu werden? Öfter im Flow sein. 

Eine Tätigkeit zu finden, in der Du richtig aufgehst und bei der Du alles um Dich herum vergisst, stärkt die Zuversicht. In etwas versinken, ohne dass es sich anstrengend anfühlt. Alles läuft wie von selbst. Einige kommen in dieses Gefühl bei kreativen und handwerklichen Tätigkeiten wie Malen, Stricken oder Töpfern. Andere bei der Gartenarbeit oder beim Tanz. Soziologen fügen noch einen weiteren Begriff hinzu, den vor allem der Soziologe Hartmut Rosa geprägt hat: die Resonanz. Auch hier geht es um Schwingungen – aber während wir beim Flow eher mit uns und der Tätigkeit eins sind und alles um uns herum vergessen, geht es bei der Resonanz um ein größeres Ganzes. 

Dann fühlen wir eine Verbindung mit der Welt, vielleicht sogar mit dem Universum. Diese Verbundenheit ist wichtig für ein gelungenes Leben, findet Hartmut Rosa. Das Gegenteil wäre: sich fremd und ausgegrenzt, sich fremdbestimmt fühlen. Daraufhin sollten wir unser Leben immer wieder überprüfen: Wann fühle ich mich der Welt zugewandt, von ihr berührt und sogar ergriffen? Das kann ein starkes Tool sein – auch für mehr Zuversicht und Lebensfreude.



Quellen:

https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/resonanz-der-schluessel-zur-welt/

https://magazin.mein-erbe-tut-gutes.de/wissenswertes/die-kraft-der-zuversicht/

https://flow-magazin.de/die-kraft-der-zuversicht/

https://www.zeitakademie.de/e-learning/blog/die-kraft-der-zuversicht/

https://www.deutschlandfunkkultur.de/zuversicht-was-gibt-uns-kraft-in-einer-schweren-zeit-100.html

https://www.geo.de/wissen/23264-rtkl-positive-psychologie-so-koennen-wir-mehr-zuversicht-den-alltag-bringen

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