Wir alle fürchten, die geliebten Menschen in unserem Leben zu verlieren, verlassen zu werden. Einige von uns leiden besonders stark an unter dieser Verlustangst. Sie machen sich und anderen damit das Leben schwer und provozieren manchmal sogar, was sie am meisten fürchten. Aber wir können lernen, unsere Verlustangst in den Griff zu bekommen.
Kannst Du Dir ein Leben ohne Deinen Partner vorstellen? Die meisten von uns würden darauf wahrscheinlich mit nein antworten. Aber wenn wir es müssten, würden wir dennoch irgendwie zurechtkommen. Das wissen wir einfach tief in uns drinnen. Es gibt aber Frauen, die tatsächlich glauben, ohne ihren Partner nicht existieren zu können. Die ständig in Sorge sind, nicht mehr geliebt, sogar betrogen und verlassen zu werden. Selbst während es in ihrer Beziehung eigentlich gut läuft. Diese Angst macht ihnen nicht nur das Leben zur Hölle. Sie belastet auch jede Beziehung ganz extrem. Wenn Du Dich jetzt erkannt fühlst, können Dir die folgenden Tipps Dir mehr Gelassenheit und Vertrauen geben. In Dich und Deine Beziehung.
Die Psychologie nennt sie eine Trennungsangststörung – die ständige Angst, vom Partner verlassen zu werden. Jetzt gleich, vielleicht morgen oder nächste Woche, einfach jederzeit. Gerade wir Frauen sind besonders häufig von Verlustangst betroffen. Das Fatale daran: Meist merken die Betroffenen gar nicht, dass sie sich in einer Angstspirale immer weiter hochschrauben. Wir stehen als Frauen mitten im Leben stehen und müssen unseren Job und vielleicht noch eine Familie bewältigen. Wenn wir dazu noch ständig unter dem Druck von Verlustängsten stehen, brechen wir irgendwann zusammen. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Beziehungen von Menschen mit Verlustangst besonders häufig scheitern. Viele der Betroffenen leben allein. Viele tun sich schwer, einem Beruf nachzugehen und ihren Alltag zu organisieren. Sie leiden unter Panikattacken und Schlafstörungen und Depressionen. Die Angst vor dem Verlassenwerden kann das ganze Leben überschatten.
Menschen, die an Verlustangst leiden, erzählen häufig die gleiche Lebensgeschichte: Meist haben sie schon als Kind jemanden verloren, der ihnen nahestand. Durch die Trennung der Eltern zum Beispiel. Wenn ihnen damals niemand geholfen hat, mit dieser Verlust-Erfahrung umzugehen, kann sich daraus still und heimlich eine grundlegende Verlustangst entwickeln. Die Forschung hat herausgefunden, dass Verlustängste sich nur bei jedem Dritten schon in der Kindheit bemerkbar machen. In den allermeisten Fällen werden die Ängste vorm Verlassenwerden erst im Erwachsenenalter wirklich quälend. Wenn das Trauma der Kindheit nicht verarbeitet ist, reißen die alten Wunden immer wieder auf. Wenn wir dann als Erwachsene tatsächlich einmal betrogen oder verlassen werden, gibt es für unsere Ängste kein Halten mehr.
Es gibt einige deutliche Symptome, an denen Du erkennst, ob Du unter Verlustangst leidest. Wenn die folgenden Punkte auf Dich zutreffen, ist es Zeit, Dir Deine Lebensqualität zurückzuholen.
Eifersucht ist menschlich. Wenn aber bei jedem Abend, den der Partner allein verbringen möchte und bei jeder Frau in seinem Bekanntenkreis die Alarmsirene schrillt, ist Eifersucht ein echtes Problem. Sie macht nicht nur der Umwelt, sondern vor allem den Eifersüchtigen selbst das Leben schwer.
Manteltaschen durchsuchen, das Handy des anderen checken, Kontrollanrufe machen – zur Verlustangst gehört auch unüberwindbares Misstrauen. Wenn Du den Zwang verspürst, Deinen Partner zu kontrollieren und zu beobachten, wenn eure Gespräche zu Kreuzverhören werden, ist das ein sicheres Zeichen für Deine Panik vor dem Verlassenwerden.
Menschen, die sich ihrer Beziehung nicht sicher sind, müssen ständig hören, dass sie für den anderen noch attraktiv und interessant sind. Sie klammern und haben trotzdem sie das Gefühl, nicht genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Dann reagieren sie beleidigt oder sogar abweisend. Aber auch, wenn sie hundert Mal am Tag hören, dass sie geliebt werden, bleibt die Angst. Eine Situation, die alle Beteiligten auf Dauer überfordert.
Verlustangst kann aber auch das Gegenteil bewirken: Manchmal wollen Menschen sich davor schützen, verlassen zu werden, indem sie immer auf Distanz bleiben. Obwohl sie eigentlich auf der Suche nach einer sicheren Beziehung sind, können sie sich nicht darauf einlassen. Ein zermürbender Teufelskreis.
Die wichtigste Erkenntnis im Umgang mit Verlustängsten: Du bist dem Leben und anderen Menschen nicht hilflos ausgeliefert. Du kannst Deine Beziehungen beeinflussen und mitentscheiden, wie es in Deiner Beziehung läuft und ob sie eine Zukunft hat. Und Du musst dafür keinen Druck ausüben. Im Gegenteil: Gelassenheit und Großzügigkeit sind unsere attraktivsten Charakterzüge, für die andere Dich lieben und Deine Nähe suchen. Wie kannst Du diese Gelassenheit erreichen?
Auch beim Umgang mit Verlustangst ist Einsicht der erste Weg zur Besserung. Wenn Du Dir bewusst machst, dass Deine Angst Dein Leben bestimmt und Deine Beziehung sabotiert, ist schon viel gewonnen. Der nächste Schritt: Reflektiere, welches Verhalten in Deinem Alltag Dir nicht hilfreich ist. Wie machst Du das? Schreibe Deine Gedanken, Deine Gefühle und Dein Verhalten auf. Denn was wir aufschreiben, wird uns im Kopf noch klarer. Schon wenn Du jeden Tag 15 Minuten Tagebuch über Deine Ängste führst, löst sich dadurch Deine Anspannung mit der Zeit.
Wer an Verlustangst leidet, sieht in allem die Gefahr. Wenn negative Gedanken und Befürchtungen Dein Leben bestimmen, ist es ganz wichtig, Dir mehr Positives in Deinen Alltag zu holen. Die Dinge einmal von einem anderen Blickwinkel zu sehen. Ein ganz einfacher Trick: Stecke Dir morgens eine Handvoll Steinchen oder Bohnen in die rechte Jackentasche. Lass im Laufe des Tages jedes Mal eine Bohne in die linke Tasche wandern, wenn Dir etwas Gutes widerfährt. Du wirst sehen: Dir geschehen viele Dinge im Alltag, die Du vielleicht gar nicht wahrnimmst, aber die Dir zeigen, dass Du geschätzt und geliebt wirst. Und dass Du mehr Vertrauen in Dich haben kannst.
Wer einmal verlassen wurde, ob als Kind oder Erwachsener, behält oft ein mangelndes Selbstwertgefühl zurück. Wie kannst Du Dein Bild von Dir selbst wieder geraderücken, ohne Dich auf andere Menschen zu stützen? Es gibt Online-Kurse, die Dir dabei helfen. Mit einfachen Übungen, die Du in Deinen Alltag einbauen kannst. Dazu gehört es, Dir bewusst zu machen was Du im Leben schon geschafft und erreicht hast. Worauf Du stolz sein kannst. Ganz konkret. Fange an, Dich dreimal am Tag für etwas zu loben, was Dir gut gelungen ist: Egal, ob es der Einsatz im Job ist oder ein offenes Ohr für der Freundin. Du wirst erkennen, wie wertvoll Du selber bist.