Im Leben gibt es immer wieder Zeiten des Wandels, der Umbrüche, Abschiede und Neuanfänge. Auch die Wechseljahre gehören dazu und sie haben entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Im Leben gibt es immer wieder Zeiten des Wandels, der Umbrüche, Abschiede und Neuanfänge. Auch die Wechseljahre gehören dazu. Es sind jene Jahre, in denen sich der weibliche Körper ganz allmählich auf eine neue biologische Phase vorbereitet und in der seine Fruchtbarkeit endet. Das alles passiert aber nicht von heute auf morgen. Wann diese Phase der hormonellen Umstellung beginnt, ist sehr individuell, im Mittel passiert das mit Mitte Vierzig. Die Menopause, also die letzte Regelblutung im Leben einer Frau, findet im Durchschnitt mit 51 Jahren statt. Sie kann aber auch wesentlich früher und auch wesentlich später eintreten.
Mythen und Ängste rund um die weibliche Wandelzeit
Vielleicht bist Du noch weit entfernt, kurz davor, steckst mittendrin oder hast die Wechseljahre längst schon hinter Dir. Vielleicht hattest Du eine schwere Zeit oder bist unbeschwert durch diesen Übergang geschwebt und gestärkter denn je! Umso unterschiedlicher diese Lebensphase erlebt wird, umso wichtiger ist es, dieses Thema mal näher zu beleuchten und einem Faktencheck zu unterziehen. Nicht zuletzt, um mit falschen Annahmen, Mythen und Vorurteilen aufzuräumen. Das Wichtigste vorab: Es gibt keinen Grund, die Wechseljahre zu fürchten. Wie oben bereits andeutet, ist es ein natürlicher Prozess, bei dem sich der Körper in der Regel langsam umstellt. Und wie bei allem im Leben, wird diese Phase von jeder Frau anders erlebt. Wahr ist auch: Es handelt sich NICHT um eine Krankheit oder ein Defizit, das dringend behandelt werden müsste. Es ist auch keine Phase, in der Frauen den Verstand verlieren, die Lust an ihrem Körper einbüßen und was es sonst noch an althergebrachten negativen Vorstellungen gibt. Dennoch: Bei akuten Beschwerden sollte immer ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden, Vorsorge inklusive – das gilt aber in jedem Fall bei gesundheitlichen Problemen.
Hormontherapie ade – warum sie nur das letzte Mittel der Wahl ist
Die Wissenschaft hat glücklicherweise vieles von dem widerlegt, was in den 80ern und 90ern, aber auch noch Anfang der 2000er Jahre tragischerweise dazu führte, dass viele Frauen sich einer Hormontherapie (HT) unterzogen, um das Schwinden der weiblichen Sexualhormone, wie des Östrogens, im Körper auszugleichen. Vor allem die Pharmaindustrie hatte ein starkes Interesse daran, den Frauen oftmals präventiv hochdosierte Hormonpillen zu verordnen. Im Jahr 2002 zeigte die WHI-Studie (1) die Gefahren einer Hormontherapie (HT) für das Herz-Kreislaufsystem von Frauen. Heute weiß man, dass solche Eingriffe in den Hormonhaushalt nur dann ratsam sind, wenn alle anderen Mittel gegen Hitzewallungen und andere körperliche Symptome versagen. Aber auch dann nur zeitlich begrenzt und so niedrig dosiert wie möglich – und nach Ausschluss aller anderen möglichen Ursachen für die Beschwerden.
Die Wechseljahre – Chancen und Herausforderungen
Schaut man sich mit heutigem Wissensstand alle Beschwerden an, die mit den Wechseljahren und dem viel zitierten „Hormonchaos“ verknüpft werden, dann bleiben zwei übrig, die tatsächlich hormonell bedingt sind: Hitzewallungen und Schweißausbrüche (2). Anders ausgedrückt: Es sind tatsächlich die einzigen beiden körperlichen Symptome, die im direkten Zusammenhang mit dem Klimakterium stehen. Ein spannender und sehr entscheidender Fakt, denn damit hängen viele alte Vorurteile im Bezug auf die Wechseljahre zusammen. Was man an dieser Stelle auch mal betonen sollte: Die Wechseljahre sind schließlich nicht die einzige Phase im Leben, in der es hormonell hoch her geht – Stichwort Pubertät. Unser Körper weiß also mit Schwankungen umzugehen und es gibt sanftere Mittel, sie zu lindern. Wir kommen später noch einmal darauf zurück – auch mit ein paar wertvollen Tipps.
Die eigene Lebenszufriedenheit als wichtigster Faktor
Und einen ganz wichtigen Faktor stellt die Forschung (3) ganz klar heraus: die Lebenszufriedenheit. Eine revolutionäre Erkenntnis: Die Lebenszufriedenheit, darauf weisen die aktuellen Studien (4) ganz deutlich hin, spielt nämlich eine ganz entscheidende Rolle dabei, wie die Wechseljahre von Frauen empfunden werden und welche möglichen Beschwerden damit einhergehen. Was man nicht unterschätzen darf: Jede Phase des Umbruchs ist komplex. Es ist nur natürlich und verständlich, wenn eine Frau mit den Veränderungen hadert. Aber hier liegt wohl gleichzeitig auch die größte Chance dieser Jahre: Besonders gut auf sich zu achten, in die eigene Gesundheit und seelische Balance zu investieren und die eine oder andere neue Weiche zu stellen. Jetzt ist die Zeit, sich neu auszurichten und auf sich selbst zu fokussieren und Ressourcen anzuzapfen. Dann können die Wechseljahre – und auch die Zeit danach – nicht als Bürde, sondern als kraftvolle neue Lebensphase erlebt werden.
Vieles lassen wir hinter uns – Aufbruch zu neuen Ufern
Damit kommen wir zu den psychischen und mentalen Auswirkungen der Wechseljahre, von denen die meisten aber auch unabhängig vom hormonellen Wandel entstehen können, wie z. B. Ängste und Sorgen, Nervosität, Energielosigkeit, Unkonzentriertheit, Stimmungsschwankungen oder Schlafprobleme. Aber hier gilt es genau hinzuschauen und sich ein paar Fragen zu stellen: Wie steht es um Dein allgemeines Lebensglück, wo herrscht ein Mangel? Wie ist Deine Einstellung zum Alter, wie sehen Deine Lebensumstände aus, lebst Du in einer glücklichen Partnerschaft und/oder in einem starken sozialen Netzwerk? Wie viel bewegst Du Dich, wie ernährst Du Dich? Es geht, vereinfacht gesagt, um das Kümmern um sich selbst. Wenn Beschwerden auftreten, macht es also durchaus Sinn, diese ganzheitlich zu betrachten. Das klingt nach viel Arbeit? Die gute Nachricht ist: Während man früher einfach die Hormone vorgeschoben hat als Übeltäter und Urheber seelischer Probleme in der mittleren Lebensphase, so sind wir heute um einiges klüger. Und wissen, dass es stark von den Lebensumständen abhängt, wie Frauen sich in diesem Lebensalter fühlen.
Diese Umstände haben wir zu einem Großteil selbst in der Hand und können an Stellschrauben drehen. Auch die Gesellschaft trägt Verantwortung – nämlich die, Frauen aus der „unsichtbaren Zone“ zu helfen, in die sie sich oftmals gedrängt fühlen jenseits ihrer fruchtbaren Zeit. Frauen ihrerseits müssen sich solidarisieren und einander beistehen. Denn wer sich mit Freundinnen oder Frauen aus der eigenen Familie austauscht, fühlt sich gesehen und bestätigt und erlebt die Wechseljahre nicht länger als Tabu. Studien (5) zeigen außerdem, dass Entspannungs- und Bewegungstechniken wie Yoga oder Meditation die Symptome der Wechseljahre lindern können. Die mentale Gesundheit aber trägt entscheidend dazu bei, dass Frauen gut und gestärkt durch die Jahre des Wandels kommen.
Quellen:
(1) Writing Group for the Women's Health Initiative Investigators. Risks and Benefits of Estrogen Plus Progestin in Healthy Postmenopausal Women: Principal Results From the Women's Health Initiative Randomized Controlled Trial. JAMA. 2002;288(3):321–333. doi:10.1001/jama.288.3.321
(2) Weidner K, Richter J, Bittner A, Stöbel-Richter Y, Brähler E: Klimakterische Beschwerden über die Lebensspanne? Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage in der deutschen Allgemeinbevölkerung. Psychother Psychosom Med 2012; 62: 266–75
(3) Brown L, Bryant C, Judd FK: Positive well-being during the menopausal transition: a systematic review. Climacteric 2015; 18: 456–69
(4) Bryant C, Judd FK, Hickey M: Anxiety during the menopausal transition: a systematic review. J Affect Disord 2012; 139: 141–8
(5) Julia Deutlmoser, Ass.- Prof. Dr. Maria Hildegard Walter: Die Auswirkungen von Hormon-Yoga auf Frauen mithormoneller Dysbalance - eineexperimentelle Begleitstudie. Leopold-Franzens-Universität InnsbruckInstitut für Psychologie 2020